Interview

mit Helmut Jesske, Geschäftsführer des Stadtjugendrings Augsburg und Martin Schenkelberg, Leiter des Referats Soziales, Familie, Pflege, Generationen und Inklusion bei der Stadt Augsburg

Herr Schenkelberg, wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

Wir bearbeiten das Sozialreferat und ich bin dessen Leiter, d.h. der Referent für Soziales, Familien, Inklusion und Jugend. Dabei kümmere ich mich auch um Angelegenheiten wie z.B. den Vorfall im Zusammenhang mit dem Gögginger Luftbad: Dort wollten Jugendliche Sport betreiben, aber ein paar Nachbarn sahen es als Ruhestörung an und wollten diesen Platz als Ruheort ausweisen. Wir haben hier versucht, zwischen Anwohnern und Jugendlichen zu vermitteln.

Gibt es Interessenunterschiede zwischen Jung und Alt in Augsburg?

Ich glaube, dass es hier sehr große Unterschiede gibt. Im jungen Alter möchte man immer etwas Neues ausprobieren, die Älteren hingegen wollen Ruhe und Ordnung. Aber die älteren Leute sollten nie vergessen, dass sie früher auch einmal Kinder und Jugendliche waren und ruhig bleiben, wenn ein Ball irgendwo hinfliegt, wo er nicht hinfliegen soll. Oftmals liegt es aber auch daran, dass sich Senioren bedroht fühlen können, wenn eine Gruppe von Jugendlichen an ihnen vorbeiläuft, z.B. weil ihnen das laute Reden oder Lachen Angst macht.

Wie werden in Augsburg jugendpolitische Entscheidungen getroffen?

Oft treffen sich verschiedene Organisationen, wie z.B. der Augsburger Stadtrat, der Jugendhilfe Ausschuss oder Träger der Jugendorganisationen, um gemeinsam zu entscheiden welche Dinge die Jugendlichen momentan am meisten brauchen.

Wie werden die Jugendlichen an den Entscheidungen beteiligt?

Die Jugendlichen werden zwar nicht direkt an den Abstimmungen beteiligt, es gibt allerdings Erwachsene, die die Interessen der Jugendlichen vertreten. Diese Erwachsenen sind von den einzelnen Jugendverbänden und meistens noch jung. Auch im Augsburger Stadtrat gibt es einige junge Mitglieder. Sie wissen, was junge Menschen brauchen. Zudem organisiert der Stadtjugendring den Jugendtalk. Bei diesem Jugendtalk reden wir und der Stadtjugendring über alle Themen, die Jugendliche beschäftigen.

Was halten Sie von einem Jugendparlament in Augsburg?

Ich denke, dass es mehr Sinn macht, die Jugendlichen direkt an einzelnen Projekten zu beteiligen, z.B. über ein Jugendforum und nicht in einem Jugendparlament.

Wie haben Sie in Ihrer eigenen Jugend Jugendpolitik erlebt?

Meine Jugend war bestimmt davon, dass ich in der Jugendorganisation einer politischen Partei tätig war, denn das war eigentlich die einzige Möglichkeit, um sich in meinem Ort politisch zu betätigen. Wir hatten keinen Jugendbeirat, wir hatten kein Jugendforum und insofern war das die einzige Mitgestaltungs- und Mitbestimmungsmöglichkeit für mich und das habe ich gern gemacht. Da ich früher auch kirchlich aktiv war, habe ich meine Schnittpunkte mit der CDU/CSU gefunden. Vom ersten Tag an war ich sehr aktiv, bin dann Stellvertretender Geschäftsführer meines Stadtverbandes der Jungen Union geworden und irgendwann Vorsitzender und dann habe ich auch auf Kreisebene weitergemacht.

Warum engagieren sich Ihrer Meinung nach so wenige in den Jugendorganisationen von politischen Parteien?

Ich kann das leider auch nicht ganz nachvollziehen, da ich selbst bereits als ich 14 war, im Jahr 1994, in einer Jugendorganisation tätig war. Wahrscheinlich haben die Jugendlichen einfach wenig Interesse an der Mitwirkung in der Politik. Das bereitet mir schon Sorgen, da wir auf diese Mitwirkung angewiesen sind, schließlich benötigen wir irgendwann neue und vor allem junge Politiker.

Was ist Ihre Meinung zu Wahlen ab 16?

Ich persönlich bin kein Freund von Wahlen ab 16, da ich finde, dass dieses Recht mit den Pflichten einer Person zusammenhängen sollte, z.B. darf man erst ab 18 alleine Auto fahren, man ist ab 18 vollständig strafmündig usw. Ich denke daher, dass man erst ab 18 die Verantwortung für die Wahl übernehmen sollte. An vielen Statistiken sieht man auch, dass in Bundesländern, in denen Jugendliche bereits ab 16 Jahren bei den Kommunalwahlen wählen dürfen, die Wahlbeteiligung der 16-18-Jährigen relativ gering ist.

Wir danken Ihnen für das Gespräch!

Hier findet ihr das Interview zum Ansehen